Konzertkritik

Beeindruckendes Chorkonzert

Neuapostolische Kirche Wilhelmshaven gastierte im Mariengymnasium


Jever. Die Aula des Mariengymnasiums faßte kaum die vielen Besucher eines Chorkonzertes, welches die Neuapostolische Kirche am Sonnabendabend veranstaltete. Mitwirkende waren der Chor der Neuapostolischen Kirche Wilhelmshaven unter der Leitung von Gerrit Junge und Wolfgang Pude; Wiebke Rosentreter, Alt; Anke Ziervogel, Violine; Wolfgang Pude, Violine und Gerrit Junge, Klavier.

Sechzehn Stimmen zählt der durchweg aus jungen Menschen zusammengesetzte Chor. Multi­funktional in der Programmgestaltung, da einige sowohl stimmlich solistisch wie auch instrumental ihre Aufgaben zu erfüllen wußten. Diese Tatsache führte zu einer wirklich lebendigen Darbietung, da auch die Chorleitung in unterschiedlicher Hand lag, die Qualität jedoch gleichbleibend ließ.

Das Programm umfaßte fast ausschließlich romantische Musik, Anton Bruckners „Locus iste"; Max Bruchs „Herr, Herr, schicke was du willst" und Felix Mendelssohn-Bartholdys „Sei stille dem Herrn", Arie aus dem „Elias" zum Beispiel. Und sogar die nachgeborenen Komponisten, wie Beat Fritschi (geb. 1953) „Oft in der Wüste des Lebens", Friedhelm Deis (geh. 1930) „Wer nur den lieben Gott läßt walten", oder auch Holger Hantke (geb. 1951), in dessen reinem Männerchorstück „Unser keiner lebt sich selber“ die romantische Tradition weitergeführt wird.

Als herausragende Stücke blieben mir Rudolf Waschkes „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" für Sopran, Bariton, vierstimmigen Chor und Klavier und Joseph Rheinbergers „Abendlied" für sechsstimmigen Chor in Erinnerung. Bewundernswert war die ausgefeilte, kultivierte Singtechnik des Chores, die Aussprache, die Dynamik und die Pianissimi! Instrumental erklang Bachs „Largo ma non tanto" aus dem Konzert für zwei Violinen, BWV 1043, das trotz heruntergeruschter Noten in aller Ruhe weitergespielt wurde. Insgesamt ein beeindruckender Abend, der mit dem Schlußchoral „Nun danket alle Gott" in aller Gemeinsamkeit sein Ende fand.

HA    


Jeversches Wochenblatt, 20.06.1995


Trotz prächtiger Interpretation kein Beifall

Chorkonzert der Neuapostolischen Kirche gerät zu einem eindrucksvollen Ereignis


Jever. Das Chorkonzert der Neuapostolischen Kirche des Wilhelmshavener Bezirks in der Aula des Mariengymnasiums Jever stellte eine Sonderheit dar. Nach den Darbietungen des ausgezeichneten Chores und der prächtig interpretierten Instrumentaleinlage regte sich - wie es angeblich üblich sein soll - auch zum Konzertschluß keine Hand im vollen Schulsaal. War diese Abendmusik auch als „Geistliches Chorkonzert" angekündigt, so füllt nach einem Oratorium oder einem Orgelkonzert selbst die Stadtkirche rauschender Beifall. Die Ausführenden hätten den fehlenden Applaus mehr als verdient.

Der Wilhelmshavener Kirchenchor unter der wechselnden Leitung von Gerrit Junge und Wolfgang Pude sang nach dem einleitenden „Psalm 96" von Friedhelm Deis Anton Bruckners polyphone Motette für vierstimmigen Chor „Locus iste". Gerrit Junge spielte jeweils den Klavierpart.

Dem gut vorgetragenen Satz folgten die „Hugenottenmelodie" im Arrangement von Claude Goudimel und die Arie für Alt „Sei stille dem Herrn" aus dem Oratorium ,,Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Solistin war Wiebke Rosentreter.

Nach dem modernen Choral „Oft in der Wüste dieses Lebens" von Beat Fritschi und dem Chorsatz „Herr, Herr, schicke was du willst" von Max Bruch erklang ausdrucksstark die Motette für vierstimmigen Chor „Wer nur den Iieben Gott läßt walten" von Friedhelm Deis.

Einen Höhepunkt dieses geistlichen Chorkonzerts bildete anschließend der Satz „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser für Sopran, Bariton, Klavier und vierstimmigen Chor mit der Sopranistin Anke Ziervogel und dem Bariton Wolfgang Pude. Beide spielten später auch als Instrumentalisten das „Largo ma non troppo" aus dem Konzert für zwei Violinen von Johann Sebastian Bach, von dem auch zwei Loblieder aus dem „Magnificat" waren. Den Schlußchoral „Nun danket alle Gott" sangen Chor und Zuhörer gemeinsam.

Horst Bäßler

Nord-West-Zeitung, 23.06.1995

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